
Sergio Camin - Nordwest: Kognitive Objekte
Das Kunstforum Unterland zeigt vom 08. bis 22. Mai 2021 eine Ausstellung des Künstlers Sergio Camin.
Lamellenartige Klippen, Klippen, die wie Stahl wirken. Eine unvorstellbare Vielschichtigkeit verschiedener Ebenen, übereinanderliegend und ineinandergreifend, erschaffen Erzählungen, unleserlich von außen. Dichte Schichten von Seiten aus Dolomit, oder Felsbänder aus dünnen Flügeln, leuchtend grau: das einzig absolute Subjekt in diesen Szenarien ist die Zeit, die zur Materie wird. Eine Materie, die dennoch die Beschaffenheit der Abbildung und die Konsistenz der Ideen aufweist.
Sergio Camin präsentiert diesmal einen Werkzyklus, dessen Arbeiten auf die Felsen des nordwestlichen Meers fokussiert sind. Mit Bleistift und Aquarell treten Haufen hervor, pure kognitive Objekte: es sind Klippen, die Felsblöcke oder Brösel sein können, monströse statische Gruppen oder kleiner Schotter, der in andere Spalten rutscht. Fest im Zentrum des Planeten Erde verankert, oder leicht, schwebend, schwerelos?
Ober- und unterhalb dieser Figuren sieht man Gewässer, die auch Himmel sein könnten. Die Protagonisten sind umgeben von Linien, die eine Transkription von Schwingungen manifestieren, vielleicht visuelle Übersetzungen von elektrischen Signalen. Alle Körper konservieren in sich nämlich einen Kodex von Energien, und demonstrieren sich auf diese Weise als physische und spirituelle Entitäten. Aber nicht nur. Der Künstler verwandelt diese Klippen fast in heroische Elemente, da es sich um Gedanken handelt, die ein anders Mandat in sich tragen, ein äußerst kostbares: den Prozess unseres Geistes zu übermitteln. Wie? In uns verwandeln sich die Eindrücke und Wahrnehmungen der Realität, sie werden zu Bildern. Aber das Bild behaltet sein Bedürfnis für sich, eine weitere Mutation des Konzepts, einen narrativen Kanevas. Und genau hier wird schlussendlich die Erzählung geboren: in der Zeit wird eine Kontinuität erzeugt, die die Geschehnisse stratifiziert, die das Schöne und das Hässliche genauso wie das Gute und das Böse in sich trägt, und nicht verwirft. Auf diese Weise schreiben wir in uns unsere Geschichten, inklusive die unseres Lebens.
Wenn Mineralstücke, scheinbar übriggeblieben und auf magische Weise ausgeglichen in ihrer Zusammenhanglosigkeit, so präsentiert werden, dann erhalten sie dadurch den Wert von Materialien, die den Sinn der Gefühle in sich tragen, auch jener, an die wir uns nicht erinnern möchten. Und diese Informationen, die denk- und speicherbar sind, sind Lamellen der Erfahrung: diese Klippen erscheinen nun Identität. Zarte Sektionen von Granit, nur von innen lesbar, abschürfungsresistent, nicht verankert, unkoordiniert übereinandergeschichtet; diese Felsen beinhalten das einfachste Geheimnis: sie hören niemals auf, ihre widerstandsfähige Präsenz zu behaupten. (Corinna Conci)
Vernissage am 08. Mai 2021 – soft opening von 16.00 bis 20.00 Uhr.
Die Ausstellung ist während folgender Öffnungszeiten zu besichtigen: 08.05. – 22.05.2021 – Dienstag bis Samstag von 10 – 12 Uhr und von 16 – 18 Uhr (Kunstforum Unterland – Galerie der Bezirksgemeinschaft Überetsch Unterland – Lauben 26 – Neumarkt).
Anlässlich der Vernissage und während der gesamten Dauer der Ausstellung werden natürlich alle zu dem Zeitpunkt vorgegebenen Anti – Covid – 19 – Richtlinien eingehalten.
